Die Beratungsstelle für Haftentlassene wurde im Herbst 1974 am Stephansplatz 6 eröffnet. Seit vielen Jahren ist sie in der Blutgasse 1 im 1. Wiener Gemeindebezirk zu finden. Sie ist eine Beratungsstelle der Erzdiözese Wien im Bereich der Kategorialen Seelsorge und gehört zum Referat Gefangenenseelsorge/ Haftentlassenenseelsorge und ist mit zwei SozialarbeiterInnen besetzt.

Die Beratungsstelle dient als Kontakt- und Anlaufstelle für Haftentlassene und Angehörige von Gefangenen, meist aus dem Raum Wien und Niederösterreich, aber auch aus den anderen Bundesländern. Selten kommen sie aus ausländischen Haftanstalten, wenn dann meist aus Deutschland und der Schweiz.

Durch die Nähe zu den kirchlichen Einrichtungen am Stephansplatz kommen aber auch andere Personen aus den verschiedenen „Randgruppen“ der Gesellschaft (Arbeitslose, MigrantInnen, Obdachlose, psychisch Kranke, usw.) in die Beratungsstelle, die ebenfalls Hilfe benötigen, wo wir sofort Hilfestellung anbieten oder an andere zuständige Einrichtungen weitervermitteln.

  
DSA Mag. Wolfgang Püls (links) und DSA Liliane Pock

Das Hauptproblem für Haftentlassene ist meist die Frage, woher sie ihren Geldbezug bekommen, wo sie krankenversichert sind und im Besonderen, wo sie schlafen bzw. wohnen können. Weitere Probleme sind die Arbeitssuche und der Umstand, dass ihre sozialen Kontakte nach der Haft sehr eingeschränkt sind oder gänzlich verloren haben.

Mit jenen haftentlassenen Personen, die einen Wohnsitz benötigen, wird ein ausführliches Gespräch geführt und eine Sozialanamnese erstellt, damit wir sie optimal unterstützen können.  Wenn die zuständigen öffentlichen Einrichtungen bereits in Anspruch genommen wurden und von diesen keine weitere Hilfestellung mehr möglich ist, besteht die Möglichkeit zur Ausgabe von Lebensmittelgutscheinen oder anderen finanziellen Aushilfen.

Schwerpunkt der Arbeit ist die Vermittlung von Wohnplätzen in das Wohnhaus Brigitta sowie von Teilzeitarbeitsplätzen. Dazu kommen Hilfestellung bei Problemen mit Ämtern und Behörden und die Vermittlung zu speziellen Einrichtungen und Beratungsstellen (z.B. Alkohol, Drogen, Langzeitarbeitslosigkeit, Schulden, etc.).

Von den betreuten KlientInnen in den vergangenen Jahren kamen etwa 40% von der Haftentlassenenhilfe von Neustart, 30% von sozialen Diensten der Justizanstalten. Die restlichen 20% wurden von Caritas-Stellen, Pfarren, GefangenenseelsorgerInnen, Bundesministerium für Justiz oder durch Mundpropaganda 10% zur Beratungsstelle geschickt.